Süßstoffe sollen Krebs und andere Krankheiten auslösen können, aber stimmt das wirklich? Es ranken sich viele Mythen um das Thema Süßstoffe, denen in diesem Beitrag einmal auf den Zahn gefühlt wird. Wie bei vielen Themen gibt es viele Fehlinformationen im Internet. In diesem Artikel werden wissenschaftsbasiert die Fakten zusammengetragen, damit man sich ein besseres Bild von der Thematik machen kann.
Mythos #1: Süßstoffe machen dick
Es gibt einige Studien, die zeigen, dass Süßstoffe dickmachen sollen. Solche Studien werden gerne von der Zuckerindustrie oder anderen Süßstoffgegner aufgegriffen, um die öffentliche Meinung zu ihren Gunsten zu beeinflussen. Bei diesen Studien handelt es sich lediglich um Beobachtungsstudien und es gibt eine Vielzahl von RCT-Studien, die die höchste wissenschaftliche Aussagekraft haben, die zeigen, dass Süßstoffe sogar beim Abnehmen helfen.[1] [2] [3] Die Datenlage kann den ersten Mythos also nicht nur widerlegen, sondern sogar das Gegenteil beweisen. Die Studien, die zeigen, dass Süßstoffe dick machen, stellen lediglich eine Korrelation her zwischen Süßstoffkonsum und übergewichtigen Personen. Übergewichtige wollen abnehmen, weswegen sie auf öfter auf zuckerfreie Lightprodukte mit Aspartam, Sucralose etc. zurückgreifen als Normalgewichtige. Daraus folgert man dann, dass Süßstoffe dick machen. Dabei werden diese konsumiert, weil man bereits dick ist und abnehmen will. Dieser Mythos ist also eine unbewusste oder auch bewusste Fehlinterpretation der Datenlage.
Mythos #2: Süßstoffe lösen Hunger aus
Auch dieser Mythos ist nicht ganz richtig. Befürworter dieser These sagen, dass der Konsum von Süßstoffen noch mehr Hunger auslöst, ähnlich wie beim Heißhunger durch Süßigkeiten durch die ausgelöste Insulinachterbahn. Auf physiologischer Ebene wird jedoch eigentlich kein Insulin ausgeschüttet, da kein Zucker ins System gelangt. Und auch hier zeigt die Studienlage (RCT), dass sich auch auf anderen Ebenen keine negativen Effekte auf da Hungergefühl und Essverhalten beobachten lassen. Das Gegenteil ist der Fall. Süßstoffkonsumenten essen eher weniger, haben weniger Hunger und nehmen ab. [4] [5] [6] [7] [8] [9] Dennoch ist eine Insulinausschüttung möglich, aufgrund der kephalen Phase im Rahmen der Nahrungsaufnahme. Das ist die Phase, in der man die Nahrung mit seinen Sinnen wahrnimmt und auch die Magensäure- und Speichelproduktion durch verschiedene Hormone stimuliert wird. Hier wird eben auch bereits etwas Insulin ausgeschüttet, völlig unabhängig, ob es ein Softdrink mit Süßstoff oder irgendetwas anderes ist, was man essen/trinken will. Das hat aber nicht mit der Blutzuckerachterbahn zu tun, wie sie von zuckerhaltigen Lebensmitteln ausgelöst werden kann. Andernfalls würde jedes Lebensmittel, das man isst/essen will, zu einem hohen Insulinausstoß und folglich zu Blutzuckerschwankungen führen.
Mythos #3: Süßstoffe lösen Diabetes aus
Hier hat man bei der Entstehung dieses Irrglaubens ein ähnliches Szenario wie beim Mythos #1. Personen mit einer Zuckerkrankheit greifen auf zuckerfreie Alternativen zurück, weswegen diese Gruppe mehr Süßstoffe konsumiert, die folglich Diabetes auslösen sollen. Nach diesem Prinzip löst die Chemotherapie halt auch den Krebs aus. Auch hier gibt es keine Hinweise darauf, dass Süßstoffe Diabetes auslösen und blutzuckerspiegelwirksam sind.[10] [11] [12] [13] [14] [15]
Mythos #4: Süßstoffe zerstören die Darmflora
Auch diese Behauptung ist nicht bewiesen. Es gibt eine Studie mit isoliertem Zellmaterial, die einen negativen Effekt auf die Darmflora nachweisen konnte, allerdings lässt sich dies nicht so einfach auf den Menschen übertragen.[16] [17] Auch hier zeigt die Datenlage bisher keine negativen Effekte von Süßstoffen auf die Darmflora. [18] [19]. Hier muss man noch ergänzen, dass nur weil etwas nicht bewiesen ist, dass es nicht dennoch irgendwelche negativen Effekte haben könnte. Starke Störungen wie eine Dysbiose oder Darmflora oder eine durchlässige Darmbarriere sind jedoch ausgeschlossen. Dennoch gibt es Personen, die auf bestimmte Süßstoffe negativ reagieren, wobei hier meistens Vorerkrankungen wie eine Dünndarmfehlbesiedelung eine Rolle spielen. Personen, die gesund sind und nicht jeden Tag 2 Liter Cola light trinken, haben jedoch mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit, mit keinen negativen Konsequenzen auf das Mikrobiom zu rechnen. Ein hoher Zuckerverzehr hingegen, kann das Mikrobiom massiv beeinträchtigen.
Mythos #5: Süßstoffe sind krebserregend
Der letzte Mythos ist ebenfalls wissenschaftlich nicht belegt. Zumindest nicht am Menschen in normalen Dosen. Es gibt Mäusestudien, die zeigen, dass sehr hohen Mengen Süßstoff krebserregend sein können. Um diese Menge zu sich zu nehmen, wäre man z.b. bei Light-Getränken lange vorher an einer Wasservergiftung gestorben. Kein Mensch nimmt derartig hohe Mengen an Süßungsmitteln zu sich. Für den Menschen ist der Konsum auch für die potenzielle Entstehung von Krebs unbedenklich.[20]
Empfehlung
Man sollte definitiv lieber zu Lightprodukten greifen und Süßstoff dem Zucker vorziehen. Dennoch ist der Artikel keine Einladung dazu, literweise Cola Zero in sich hineinzuschütten. Viele mit Süßstoffen zugesetzten Lebensmittel sind stark verarbeitet, und sollten daher nur in Maßen und nicht in Massen zu sich genommen werden, wenn man seinem Körper etwas Gutes tun will. Generell sollte man versuchen seinen Drang, ständig alles süßen zu müssen, etwas unter Kontrolle bringen und für den Fall die zuckerfreie Variante wählen, da bisher keine negativen Effekte nachgewiesen werden konnte, was man vom Zucker keinesfalls behaupten kann.
[1] Non-nutritive sweeteners and obesity – PubMed (nih.gov)
[2] The effects of water and non-nutritive sweetened beverages on weight loss during a 12-week weight loss treatment program – PubMed (nih.gov)
[3] https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/24944060/
[4] Effects of stevia, aspartame, and sucrose on food intake, satiety, and postprandial glucose and insulin levels – PubMed (nih.gov)
[5] Does diet-beverage intake affect dietary consumption patterns? Results from the Choose Healthy Options Consciously Everyday (CHOICE) randomized clinical trial – PubMed (nih.gov)
[6] Effects of Unsweetened Preloads and Preloads Sweetened with Caloric or Low-/No-Calorie Sweeteners on Subsequent Energy Intakes: A Systematic Review and Meta-Analysis of Controlled Human Intervention Studies – PubMed (nih.gov)
[7] Does low-energy sweetener consumption affect energy intake and body weight? A systematic review, including meta-analyses, of the evidence from human and animal studies – PubMed (nih.gov)
[8] Effects of intense sweeteners on hunger, food intake, and body weight: a review – PubMed (nih.gov)
[9] Stevia Beverage Consumption prior to Lunch Reduces Appetite and Total Energy Intake without Affecting Glycemia or Attentional Bias to Food Cues: A Double-Blind Randomized Controlled Trial in Healthy Adults – PubMed (nih.gov)
[10] Effect of the artificial sweetener, sucralose, on gastric emptying and incretin hormone release in healthy subjects – PubMed (nih.gov)
[11] Effects of oral ingestion of sucralose on gut hormone response and appetite in healthy normal-weight subjects – PubMed (nih.gov)
[12] Aspartame and its constituent amino acids: effects on prolactin, cortisol, growth hormone, insulin, and glucose in normal humans – PubMed (nih.gov)
[13] Response to single dose of aspartame or saccharin by NIDDM patients – PubMed (nih.gov)
[14] Sweet taste: effect on cephalic phase insulin release in men – PubMed (nih.gov)
[15] Effect of the artificial sweetener, sucralose, on small intestinal glucose absorption in healthy human subjects – PubMed (nih.gov)
[16] Measuring Artificial Sweeteners Toxicity Using a Bioluminescent Bacterial Panel – PubMed (nih.gov)
[17] Metabolism of drugs and carcinogens in man: antipyrine elimination as an indicator – PubMed (nih.gov)
[18] High-dose saccharin supplementation does not induce gut microbiota changes or glucose intolerance in healthy humans and mice – PubMed (nih.gov)
[19] The Effects of Non-Nutritive Artificial Sweeteners, Aspartame and Sucralose, on the Gut Microbiome in Healthy Adults: Secondary Outcomes of a Randomized Double-Blinded Crossover Clinical Trial – PubMed (nih.gov)