Falsches Bild
Ist Cholesterin gefährlich? Die meisten Leute denken das leider tatsächlich. Dieser Irrglaube hält sich seit Jahrzehnten in unserer Gesellschaft und wird sogar teilweise von Ärzten und von öffentlich-rechtlicher Sendern so kommuniziert bzw. sehr undifferenziert dargestellt. Das Gesamtcholesterin hat nämlich nur eine sehr geringe Aussagekraft über den Gesundheitszustand eines Menschen. Es müssen unbedingt noch weitere Werte miteinbezogen werden. Die sogenannte Cholesterinlüge ist auf die Zuckerindustrie zurückzuführen und hat ihren Ursprung in den 70er Jahren. Es wurde von bezahlten Wissenschaftlern publiziert, dass das Cholesterin die Arterien verstopft, also zu Arteriosklerose führt, was irgendwann z.b. zu einem Herzinfarkt führen kann. Dies wurde an Kaninchen mit sehr hohen Cholesterinmengen durchgeführt und ließ sich in Folgestudien nicht auf den Menschen übertragen.
Tatsächlich wirkt sich Nahrungscholesterin beim Menschen nur zu ca. 2% auf das Cholesterin im Blut aus. Die Datenlage zeigt, dass zumindest Eier den Cholesterinspiegel positiv beeinflussen, obwohl diese sehr viel Cholesterin enthalten (1). Ein erhöhtes Cholesterin ist fast immer ein systemisches Problem des Körpers und kein Problem der Cholesterinzufuhr aus der Nahrung.
Ursprung von Arteriosklerose
Der Ursprung von Arteriosklerose ist vielmehr eine Entzündung und folglich ein „anrauen“ der Blutgefäßwand. Erst dann kann sich das Cholesterin überhaupt erst dort ablagern. Diese Entzündungen können beispielsweise durch zu viel konzentrierten Zucker in der Blutbahn ausgelöst werden, der inzwischen fast jedem verarbeiteten Produkt künstlich zugesetzt wird. Ein typischer Mitgrund von Arteriosklerose ist also nicht das Cholesterin, sondern der Zucker, der bei zuckerreicher Ernährung im Übermaß durch unser Blut rauscht. Dieser verätzt, übertrieben ausgedrückt, unsere Wände.
Liegt eine Insulinresistenz vor wegen zu viel Kohlenhydraten und Zucker in Kombination mit zu wenig Bewegung kann es zu Fettstoffwechselstörungen kommen. Ein hoher Spiegel bzw. viel wichtiger ein schlechtes Verhältnis zwischen einzelnen Blutfettwerten ist also vielmehr die Folge eines nicht gut funktionierenden Systems aufgrund von Lebensstil- und Ernährungsfaktoren. Nicht von Cholesterin an sich. Diverse Nährstoffdefizite an Magnesium, Vitamin-D, B-Vitaminen, Omega-3 und vielen mehr begünstigen schlechte Blutfettwerte und sollten daher behoben werden. Die Basis ist aber immer Bewegung, guter Schlaf und eine Ernährung mit Lebensmitteln, die unsere Uroma zum Großteil noch als solche erkannt hätte.
Untergruppen von Cholesterin
Das Gesamtcholesterin lässt sich einteilen in das LDL-Cholesterin und das HDL-Cholesterin. Der Quotient dieser beiden Komponenten sollte idealerweise nicht größer als 2 betragen. Gleichzeitig ist das Verhältnis zwischen HDL-Cholesterin und den Triglyzeriden, also den Gesamtfetten im Blut, optimalerweise unter 0,9. Im Klartext bedeutet dies, dass das Cholesterin auch über 200 mg/dl betragen kann, also über dem Referenzbereich. Dieser Mensch ist, wenn die eben erläuterten Verhältnisse stimmen, sehr weit weg von der Entwicklung von Arteriosklerose.
Gleichzeitig kann bei einem Cholesterinspiegel unter 200 mg/dl trotzdem ein hohes Risiko für die Entwicklung einer Gefäßverkalkung bestehen, wenn die Verhältnisse der unterschiedlichen Komponenten schlecht sind und zu viele Entzündungen im Körper vorliegen. Denn dadurch kann das Cholesterin oxidieren, was dann in der Folge zu Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems führen kann. Manche Personen haben etwas höhere LDL-Spiegel, egal wie gut ihr Lebensstil ist. Hier macht es Sinn, das oxidierte LDL mal zu messen und individuell zu schauen, welche Möglichkeiten es gibt den Cholesterinstoffwechsel zu optimieren.
Funktionen von Cholesterin
Cholesterin ist ein wichtiger Baustoff in unserem Körper und somit sehr wichtig für unsere Gesundheit. Er dient als Baustein für die Zellmembranen, für die Bildung von Vitamin D, Steroidhormonen und Gallensäure (Fettverdauung). Zu den Steroidhormonen gehören die Mineralokortikoide, welche den Salz- und Wasserhaushalt regulieren und somit den Blutdruck beeinflussen. Die zweite Gruppe sind die sogenannten Glukokortikoide, besser bekannt als Stresshormone, die bei körperliche und/oder psychischer Belastung ausgeschüttet werden und eine schnelle Energiebereitstellung sicherstellen. Die letzte Gruppe sind die Androgene, bei denen es sich um die Vorstufen unserer Sexualhormone handelt. Auch für die Synthese von Vitamin D ist Cholesterin essenziell. Aus diesem Grund steigt das Cholesterin im Alter auch oft an, trotz gesundem Lebensstil.
Im Alter wird die Produktion von Sexualhormonen wie Östrogen, Progesteron oder Testosteron zurückgefahren. Folglich bleibt mehr Cholesterin übrig, weil es nicht mehr als Baumaterial verwendet wird. In der Folge steigt der Cholesterinspiegel an. Eine weitere wichtige Aufgabe von Cholesterin ist die Entgiftung, denn es ist Bestandteil der Gallensäure, über welche die Leber Gifte absondert.
Blutfette senken
Um seine Blutfette in einem gesunden Verhältnis zu haben, sind Faktoren wie Bewegung, Schlaf, Stressmanagement, eine zum Großteil unverarbeitete Ernährungsweise und eine gute Mikronährstoffversorgung notwendig. Natürlich gibt es auch bestimmte genetische Prädispositionen, die dafür sorgen, dass man einen höheren Cholesterinspiegel bekommt. Bei diesen Personen sind die genannten Aspekte noch deutlich wichtiger und in manchen Fallen kann eine leichte Statintherapie ab 40 begleitend zu einem gesunden Lebensstil absolut sinnvoll sein, um sein kardiovaskuläres Risiko zu senken. Bestimmte Personen, die Träger der ApoE4-Genvariante sind, müssen tatsächlich mit gesättigten Fetten etwas aufpassen, da diese hier tatsächlich den Cholesterinspiegel in die Höhe treiben können. Wie bereits erwähnt steigt das Cholesterin im Alter wegen der geringeren Hormonproduktion. Die Folge ist ein Anstieg des ein erhöhtes kardiovaskuläres Risiko, wenn das LDL-Cholesterin zu stark ansteigt.
Genetik keine Ausrede
Es gibt einen weiteren genetischen Marker, den sogenannten Lipoprotein (a)-Wert. Dieser Wert ist zu 90 % genetisch bedingt und lässt sich nicht durch Lebensstilmodifikationen verändern. Dies ist jedoch keine Ausrede für hohe Cholesterinwerte. Sondern sollte vielmehr ein Anreiz dafür sein, sein Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen durch eine gesunde Lebensweise zu senken. Diese Erkrankungen sind die Todesursache #1 und kosten dem Gesundheitssystem Unmengen an Geld. Wie gesagt, gibt es durchaus eine genetische Komponente, die deutlich größer ist als bei der Entstehung von anderen Krankheiten. Dennoch ist es deutlich unwahrscheinlicher, eine Arteriosklerose und andere Probleme mit dem Herz-Kreislauf-System, mit einem gesunden Lebensstil zu bekommen. Wir sind unseren Genen nicht hilflos ausgeliefert, das ist ganz wichtig zu verstehen.
1) Fernandez ML, Murillo AG. Is There a Correlation between Dietary and Blood Cholesterol? Evidence from Epidemiological Data and Clinical Interventions. Nutrients. 2022 May 23;14(10):2168. doi: 10.3390/nu14102168. PMID: 35631308; PMCID: PMC9143438.