Wo sind die Basics?
Meiner Meinung nach – und das erlebe ich wirklich sehr sehr oft in der Praxis – werden viel zu oft die absoluten Basics nicht berücksichtigt. Bei Autoimmunität gibt man direkt Biologicals. Ein 13-Jährigen muss soch wegen Knochenschmerzen dutzende teure Scans unterziehen. Bei Zyklusproblemen wird die Pille verschrieben. Bei Histaminintoleranz (völlig sinnloser Begriff) soll der Patient Antihistaminika nehmen. Die Depressionen sollen durch Antidepressiva gelöst werden. Bei Verdauungsbeschwerden darf sich der Betroffene mehrmals über gastroenterologische Untersuchungen freuen – ohne Befund. Man könnte die Liste endlos weiterspinnen.
Facharzt für jedes Organ
Wir haben Fachärzte für jedes Organ, wodurch manchmal einfach vergessen wird, dass der Mensch viel komplexer ist, als die Funktion einzelner Organe. Ich habe diese Fälle von mir bewusst so provokant und absolut verallgemeinernd formuliert. Fachärzte sind unfassbar wichtig! Genauso wie gastroenterologische Untersuchungen, um ernsthafte zugrunde liegende Krankheiten auszuschließen. Oder Medikamente, um Schlimmeres zu verhindern. Ergo man braucht BEIDES. Multimodale, interdisziplinäre und ganzheitliche Ansätze wären wünschenswert. Ebenso wie mehr Zusammenarbeiten statt gegeneinander.
Medizinischer Fortschritt
Der medizinische Fortschritt ist Fluch und Segen zugleich: Zum einen können wir von vielen Menschen die Lebenszeit verlängern und Lebensqualität geben. Das wäre früher nicht möglich gewesen. Auf der anderen Seite packen wir bei vielen gesundheitlichen Problemen den diagnostische Vorschlaghammer aus und therapieren mit teuren Medikamenten, bei denen es vlt. gar nicht nötig wäre oder es einfach viel zu eindimensional gedacht ist. Nach meinem Verständnis solllte man Medikamente in akuten Phasen geben und in der Zwischenzeit nach anderen Lösungen suchen. Mir ist aber auch bewusst, dass Personen manchmal für immer Medikamente nehmen müssen. Genauso wollen viele Patienten die Medikamente dauerhaft, anstatt etwas zu ändern.
Flut an Kosten und Erkrankungen
Dies verursacht natürlich enorme Kosten, die von uns allen getragen werden müssen. Gleichzeitig herrscht bei der Prävention und der Ursachenforschung für gesundheitliche Probleme eine absolute Unterdiagnostizierung. Dies ist auch dem Umstand geschuldet, dass die Patientenzeit in der Regel sehr kurz ist, und somit auch die therapeutische Konsequenz aus solchen Tests fehlen würde. In 6 Minuten Patientenzeit muss man im Prinzip ein Medikament geben, weil das in diesem Fall die beste Lösung ist. Viele Krankheiten wie Diabetes, Arteriosklerose, Autoimmunerkrankungen, Zyklusprobleme, Reizdarm etc. lassen sich durch Ernährung und Nährstofftherapie verbessern, beheben oder verhindern – und das wird maßlos unterschätzt. Viele Beschwerdebilder entstehen nicht durch einen Mangel an Medikamenten, weswegen die alleinige Gabe von Medikamenten auch nicht die Lösung sein kann.
Mehr Zusammenarbeit zwischen Fachärzten, Ernährungsfachkräften und ganzheitlichen Therapeuten, würde das System enorm voranbringen, davon bin ich überzeugt!